Dolmetschen und Übersetzen: Es wird immer wieder gerne verwechselt. (Dolmetschen ist das Mündliche, Übersetzen das Schriftliche, nota bene.) In der Süddeutschen Zeitung erzählt die lang gediente EU-Dolmetscherin Annette Stachowski im Interview aus ihrem vielfältigen Arbeitsalltag. Was Scheißkerle, Skatspiel und Pizza damit zu tun haben und worin ein ganz besonderer Reiz der „mündlichen Abteilung“ der Sprachmittlerei besteht – im freien Witze-Erzählen nämlich – gibt es hier zu lesen.
Mächtig zwischen den Stühlen
Die Passage mit dem Witz ganz am Ende des Interviews erinnerte mich sofort an Javier Marias‚ ersten Roman „Mein Herz so weiß„. Ein Gespräch zwischen dem spanischen König und der englischen Queen droht in die Belanglosigkeit abzurutschen, der Dolmetscher fängt an, sich zu langweilen. Er beschließt deshalb, dem König auf Englisch andere Worte als die ursprünglichen in den Mund zu legen, und erfreut sich am immer spannenderen Dialog zwischen den beiden Würdenträgern. So ist am Ende allen gedient. Hier ist diese Passage übrigens kurz beschrieben.
So nett das klingt, für mich wäre das nichts, zumal das ja auch immer nur die Highlights des Dolmetschberufes sind, oft gerne in Anekdoten verpackt, die dem staunenden Zuhörer ein bisschen Multikulti- und Polyglott-Atmosphäre servieren. Nein, mein Hirn gehört einfach eher zur langsamen Truppe. Auch würde es mich zu sehr in Harnisch bringen, wenn ich nicht die nötige Zeit fände, eine besonders schöne Metapher angemessen zu übertragen, und sie deshalb einfach ersatzlos über die Klinge springen lassen müsste.
In diversen Sprachen bunt durcheinander reden, wenn am Tisch nicht alle alles beherrschen – meinetwegen gerne. Aber nur für den Spaß, nicht für Geld!