… des Objekts, hier: der lieben deutschen Orthografie. Wir haben uns ja an viel gewöhnt in den letzten Jahren bis Jahrzehnten. Dazu beigetragen hat sicher auch die neue deutsche Rechtschreibung, seinerzeit von vielen als „Schlechtschreibung“ verunglimpft. Lapidar die unsäglichen Mühen derer beiseite wischend, die sie aus der Taufe gehoben und 2006 zuletzt re-reformiert hatten.
Beruhigend aber: So ganz grundsätzlich gilt das mit der Groß- und Kleinschreibung immer noch. Und groß sind eigentlich nur die Substantive, der ganze Rest schreibt sich nach wie vor klein. So: Und was lese ich da heute in der Beilage meiner Tageszeitung in einem Interview mit einem jungen Sänger? „Damit konnte niemand rechnen. Ich am Allerwenigsten.“ Lecko mio poppo blanko – in anderen Worten: den Allerwertesten -, denn genau das hatte ich versehentlich gelesen, kaum erblickte mein Auge das große A vor der Buchstabenkette „ller“. Honi soit qui mal y pense.
Wie jetzt? Wer wem was?
Jüngst erzählte mir eine frisch eingeschriebene Pädagogikstudentin, im Deutsch(!)seminar habe einer der Kommilitonen gesagt: „Nun, ‚alt‘ ist ja ein Verb, also folgt daraus …“. Den Rest des Satzes hat sie wegen akut einsetzender Schnappatmung nicht mehr memoriert. Was womöglich nicht schlimm ist, denn er hätte ihr erschüttertes Vertrauen in die muttersprachliche Kenntnis ihrer Zeitgenossen sicher auch nicht wiederhergestellt.
Gut, gut, die Sache mit dem Adjektiv – Wiewort geheißen in der Grundschule und später, schon etwas abstrakter, Eigenschaftswort – ist hierzulande scheint’s irgendwie schwierig geworden, aber: Man schreibt das Adjektiv auch dann noch klein, wenn es maximalst gesteigert wurde. Charaktere ohne Gespür für die Tiefenstruktur der eigenen Sprache mögen es naheliegend finden, den Superlativ von „groß“ – „am größten“ – auch genau so schreiben zu wollen, nämlich Groß. Quasi zur Unterstreichung seiner absoluten Größe . Aber richtig ist das halt nicht. Es sei denn, man … trommelwirbel … tusch! … substantiviert das Adjektiv. So wie den schönen Allerwertesten von oben.
Sich mal auf ebendiesen setzen und sich in aller Gemütsruhe nochmal die Sache mit der Groß- und Kleinschreibung klar machen und wie das alles mit der Grammatik der eigenen Sprache zusammenhängt? Das wäre mein allerwertester Ratschlag an dieser Stelle.