Wer mich ein bisschen näher kennt, weiß, dass für mich „guter Text“ nicht bei pointiertem Stil, griffigen Wörtern und geschliffenem Ausdruck aufhört. Richtige Orthografie, insbesondere Zeichensetzung, gehört dazu. Ich bin da pedantisch, doch.
Der Gründe für mangelhafte Orthografie sind viele: in der Schule nicht aufgepasst, grottige Schreib- und Leselernmethoden, Lehrer, die von Orthografie selbst keine Ahnung (mehr) haben. Dann das Internet im Allgemeinen und Facebook im Besonderen, SMS, WhatsApp … Überall Hektik, keiner hat mehr Zeit, auch beim Schreiben nicht mehr. Und weil „das Internet“ ja bekanntlich „nix vergisst“ und die Masse der dafür und darin verfassten Texte konstant anschwillt, werden auch immer mehr Fehler von immer mehr Leuten abgeschrieben. Logisch, dass man da bald nicht mehr weiß, was richtig und was falsch ist, denn eine bestimmte Eigenschaft unseres Gehirns ist Segen und Fluch zugleich: die Fähigkeit, sich Muster zu merken und anzuwenden.
Interpunktion als Inhaltsträgerin
Also schreiben wir ab, was das Zeug hält. Und ignorieren dabei den inneren Orthografiesünden-Melder oder schalten ihn gleich ganz ab. Was dabei herauskommen kann, habe ich in der heutigen Ausgabe der hiesigen Tageszeitung gelesen, nämlich diese Headline:
Musikhochschule feiert „Danke! Festwoche“
Redakteure sind auch nicht mehr das, was sie mal waren, denkt mein Pedanten-Ego sofort, klar. Dann recherchiere ich im Web und finde das hier.
That’s a tricky one, ich gebe es zu. DANKE! ist der Name, und „Festwoche“ das Benannte, eine Art Untertitel. Vielleicht haben sich die Konzeptioner der Festwoche und des Flyers herzlich wenig Gedanken darüber gemacht, dass ihr „Buchstabengeschöpf“ früher oder später pressemäßig verwurstet wird, in anderen Worten: man es irgendwie schreiben muss. Keine Gedanken gemacht haben sich aber auch all die Schreiber über die besagte Festwoche. Der Sündenfall passierte möglicherweise hier – von wo aus dann womöglich alle fleißig abgeschrieben haben, nämlich „Danke! Festwoche“.
Danke, liebe Festwoche, danke, danke! Auch wenn das Satzzeichen, das eigentlich hinter dein zweites E gehört hätte, sich marktschreierisch-frech in der Mitte breitmacht und dort einem kleinen feinen armen Komma den ihm zustehenden Platz wegnimmt.
Schon klar geworden, wie pedantisch ich bin, oder? Meinereine gibt es auch im Englischen, dort heißen derlei Erbsen- bzw. Kommazähler stickler. Ihr Herz für diese Spezies hat die wunderbare Lynne Truss – bekennenderweise selbst eine Sticklerin – mit dem Buch Eats, Shoots & Leaves – The Zero Tolerance Approach to Punctuation bewiesen.
Know Bastian Sick? Try Lynne Truss, then! Wer leidlich Englisch kann und beim Anblick fehlender, falschplatzierter oder überflüssiger Interpunktionszeichen zur Schnappatmung tendiert, wird mit „Eats, Shoots & Leaves“ bedingungslosen Spaß haben – und unter anderem lernen, dass richtige Zeichensetzung über Leben und Tod entscheiden kann.
Womit sich der Kreis zu den schießenden Pandas im Titel dieses Beitrags schließt. Denn der Aufhänger zu Lynne Trusses Buch ist folgende Geschichte:
A panda walks into a café. He orders a sandwich, eats it, then draws a gun and fires two shots in the air. „Why?“ asks the confused waiter, as the panda makes towards the exit. The panda produces a badly punctuated wildlife manual and tosses it over his shoulder. „I’m a panda,“ he says at the door. „Look it up.“ The waiter turns to the relevant entry and, sure enough, finds an explanation. „Panda. Large black-and-white bear-like mammal, native to China. Eats, shoots and leaves.“
Zuviel-Komma gefunden? Dann dürfen Sie’s behalten.